
Was sagen Sie dazu? – der Wissens-Podcast der wbg
Zeitgespräche mit Autoren. Weil Bücher verbinden.
Folge 36: "Welche Moral brauchen Organisationen" mit Lisa Herzog
Im Gespräch zwischen Rebekka Reinhard und der Philosophin Lisa Herzog geht es u.a. um die Frage, wie Individuen und Organisationsstrukturen zusammenwirken können, damit mehr Moral in die Organisation, in das System, ins Unternehmen kommen kann, damit Organisationen am Ende Teil einer gerechten Gesellschaft sind.
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Lisa Herzog lehrte Political Philosophy and Theory an der Hochschule für Politik München und ist seit 2019 Professorin an der Philosophischen Fakultät und dem Center for Philosophy, Politics and Economics der Universität Groningen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Ideengeschichte des politischen und wirtschaftlichen Denkens, die normative Bewertung von (Finanz-)Märkten sowie Fragen der Ethik in Organisationen. Von 2007-2011 war sie Rhodes Scholar an der University of Oxford und wurde 2019 mit dem Tractatus-Preis sowie dem Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik ausgezeichnet.

Ist die Welt der Lohnarbeit eine seelenlose Maschine und sind Angestellte nur Rädchen im Getriebe des Systems?
Anhand empirischer Fallstudien analysiert Lisa Herzog die Natur von Organisationen aus einer normativen Perspektive: ihren regelgebundenen Charakter, die Art, mit geteiltem Wissen umzugehen, Organisationskulturen und ihre Beziehung zur Moral. Sie untersucht, wie individuelles Handeln und Organisationsstrukturen ineinandergreifen müssten, um moralische Fallgruben zu vermeiden, und entwickelt die Idee eines "transformativen Handelns" - eine kritische, kreative Art, sich auf die eigene Rolle in einer Organisation einzulassen und dabei grundlegenden moralischen Normen verpflichtet zu bleiben.
Weiter geht es um politische und institutionelle Veränderungen, die nötig wären, um Organisationen in eine gerechte Gesellschaft einzubetten. Ob wir uns dem "System" unterwerfen oder versuchen, es zurückzuerobern, ist eine Frage von größter politischer Wichtigkeit in unserer globalisierten Welt.
Lieber Herr Seelinger,
bisher dachte ich, dass ich eine voreingenommene Meinung über die Struktur der Unternehmen habe. Doch ihre Schilderung, eines Insiders, stützt meine Beobachtungen. Ich habe für den Bayrischen Rundfunk gearbeitet. Da würde man meinen, dass Kultur und Bildung definitiv dazugehörig sind. Doch im Bereich Fernsehen, schmeichelt man sehr der Konsumgesellschaft und betreibt Werbung für Unternehmen.
Vielen Dank für Ihre Schilderung der Unternehmensstrukturen in Ihrem Gewerbe. Das ist allerdings wirklich ernüchternd.
Viele Grüße
Marcin Lupa