Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, so gäbe es viele Dinge, die ich anders tun, viele Wege, die ich anders gehen und viele Entscheidungen, die ich anders wählen würde.
Doch dieses Bewusstsein sowie die gewonnenen Erkenntnisse dazu, was ich heute als richtig oder falsch ansehe, bedurften meine persönliche Entwicklung.
Ich meine jene Erkenntnisse durch das Lernen, durch die Aneignung von Wissen, welches sich unterscheidet vom bloßen Ahnen. So las ich früh Platon, Nietzsche & Kant oder Hesse, Fontane & Storm. So bildete ich mich im wahrsten Sinne des Wortes, ich entwickelte mich selbst, wobei das bloße Lesen von Schriften der eine Teil von mir war: ich liebte und liebe auch die Ruhe in Bibliotheken, zu Hause allein am Fenster, am Wannsee oder am Meer sitzend mit nichts ausser mir und einem Buch und Notizen machend.
Doch der andere Teil von mir war jener, welcher mit den gewonnenen Gedanken „raus“ in die Welt wollte und damit in den Austausch mit anderen Menschen. Ich ging in Diskussionen mit Mitschülern, Kommilitonen und Arbeitskollegen, mit Familie, Fremden und Freunden, mit Dates, Partnerinnen und Ex-Freundinnen, mit all jenen, wo es sich ergab. Mal sanfter, mal strenger, mal hitziger, mal lustiger, aber stets ausgerichtet auf die Diskussion.
Dieser andere Teil, ob im direkten Gespräch, im Lesekreis oder per Telefon / Mail, ist großartig, man teilt nicht nur das eigene Wissen, sondern erfährt auch fremde Ansichten, gibt seine eigenen Ansichten zum Diskurs, erlebt in den meisten Fällen anregende und spannende Auseinandersetzungen und bildet sich weiter im Sinne von „Entwicklung über den Tellerrand des Wissens hinaus“.
Nietzsche sagte einst: „Werde, der Du bist“ und man kann darüber streiten, ob damit ein Weg oder ein Ziel gemeint war, für mich ist es in gewisser Form beides. Ich wurde durch Lernen, Wissen & Diskussionen zu der Person, die ich heute bin, und doch wachse ich mit jedem Gespräch, jeder Beobachtung und jeder Erkenntnis weiter.
Lieber Herr Lupa, haben Sie vielen Dank für die lieben Worte, diese haben mich sehr gefreut. Feinfühlig dürfte mich wie Sie sehr gut beschreiben. Ich denke, wir und viele andere hier auf der Plattform sind in dem ähnlichen Sinne beschaffen und daher hat das Lesen und auch das Schreiben der Beiträge eine große Bedeutung für mich. Herzliche Grüße aus Berlin.
Lieber Herr Zarrentin, da geht es mir genauso, das haben Sie richtig erkannt.
Der Alltag verlangt von einem, dass man sich immer wieder überwinden muss, aufraffen zu einer Leistung, die man nicht gänzlich überzeugt abrufen muss. Da ist es doch schön einen Topos zu haben, an dem man voller Freude tätig wird.