Podcast Special „Wissenschaften im Dialog“: Fragen aus den einzelnen Sessions der Pilotphase für die wbg Community
Als größte deutschsprachige Gemeinschaft für Wissen und Bildung fördert die wbg Publikationen renommierter Historiker, Philosophinnen, Archäologen oder Theologen; sie gibt ihnen ein „Zuhause“, eine Stimme, und ist somit ein wichtiger, hochangesehener Partner der Geisteswissenschaften. Heute befindet sich die Gesellschaft insgesamt im Wandel – und mit ihr die Geisteswissenschaften. Ihre innerakademische Relevanz mag unbestritten sein… wie aber steht es um ihren Einfluss außerhalb von Academia?
In der multimedialen Gesellschaft, in der keine von allen geteilte Öffentlichkeit mehr existiert, wo es mehr Stimmen denn je gibt, die Deutungshoheit für sich beanspruchen – in einer solchen Gesellschaft scheint die Wirkung des Geisteswissenschaften ernsthaft infrage gestellt. Die wbg hat deshalb ein Exzellenz-Projekt initiiert, das geisteswissenschaftliche Fragen mit gesellschaftlichen Herausforderungen enger verzahnen soll: den „wbg Dialog“. Ziel ist es, einen Marktplatz der Ideen zu schaffen, um den Status der von außen oft unverstandenen Geisteswissenschaften klar zu machen und hervorzuheben. Einen offenen Raum, der nicht nur den Austausch zwischen unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Fächern fördert, sondern Geisteswissenschaftler auch in direkten Austausch über die wichtigen Fragen unserer Zeit mit hochkarätigen Experten aus dem außerakademischen Bereich bringt. Die wbg will einen Dialograum schaffen, in dem zentrale fachliche wie gesellschaftliche Fragen auf gründliche, unideologische, „multiperspektivische" Weise gestellt und diskutiert werden können. Die Inhalte des „wbg Dialogs“ stellt die wbg einerseits Mitgliedern, Autoren und Wissenschaftler zur Verfügung, um so zu einem weiterführenden Austausch einzuladen. Andererseits will das „Dialog“-Projekt dazu beitragen, aktuellen öffentlichen Debatten mehr inhaltliche Qualität und begriffliche Präzision zu verleihen.
In der Pilotphase (September bis November 2020) moderierte die Philosophin Dr. Rebekka Reinhard insgesamt fünf Dialogrunden; Leitfrage war immer die nach der Bedeutung und Relevanz der Geisteswissenschaften heute. Im virtuellen (Zoom-)Raum diskutierten in der ersten Runde: die Philosophin Dr. Mara-Daria Cojocaru, der Althistoriker Prof. Hans-Joachim Gehrke, der Historiker und Journalist Sven Felix Kellerhoff sowie der Theologe und Dogmatiker Prof. Michael Seewald – alle aus dem Kreis der wbg-Autoren. In der zweiten bis fünften Runde fanden dann Zweier-Gespräche statt: zwischen Michael Seewald und Martina Bruder, Germanistin und Geschäftsführerin eines international operierenden Informationsdienstleiters u. a. für die juristische Praxis; zwischen Sven Felix Kellerhoff und der Psychologin und Personalberaterin Stephanie Schorp; zwischen Mara-Daria Cojocaru und der Pharmazeutin Linn Born, die als Förderin bildender Künstler und Kunstsammlerin wirkt; sowie zwischen Hans-Joachim Gehrke und dem Mediziner und Experten für digitale Transformation im Gesundheitsbereich Dr. André T. Nemat.
Aus den Dialog-Runden der Pilotphase hat Dr. Rebekka Reinhard drei dort diskutierte Fragen ausgewählt, die sie an die wbg Mitglieder und alle Freundinnen und Freunde des Wissens und der Bildung weitergeben möchte:
I
Zum Kampf um Objektivität im Kontext der heutigen „Öffentlichkeit" mit allzuoft zweifelhaften Maßstäben für die Unterscheidungen objektiv/ subjektiv bzw. wahr/ falsch: Was zählen gute Gründe?
II
Zur vielfach beklagten mangelnden Präsenz von „public intellectuals“ geisteswissenschaftlicher Provenienz in öffentlichen Diskursen: Sind es eher die Geisteswissenschaftler selbst, die sich zurückziehen – oder haben sich die Rahmenbedingungen öffentlicher Debatten verändert?
III
Vor dem Hintergrund der allumfassenden Digitalisierung oder ‚Digitalität‘, die unser Leben und Arbeiten zunehmend durchdringt und (nach Marktkriterien) beherrscht: Was wird aus unserer Autonomie und Humanität – gilt das Prinzip Hoffnung?
Was sagen Sie dazu?
Wir möchten Sie einladen, diese Fragestellungen und mögliche Antworten darauf weiterzudiskutieren!
Wir freuen uns auf ihre Beiträge hier in den Kommentaren und wir verlosen unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bis zum 31.03.2021 zehn wbg Büchergutscheine in Höhe von jeweils 25 €.
Herzliche Grüße
Ihre wbg
Lieber Marcin Lupa, vielen Dank für Ihre guten, inspirierenden und wertschätzenden Gedanken... und Ihre Anerkennung! Herzlich, Rebekka Reinhard
Sehr treffend formuliert finde ich die Anmerkung zu Facebook. Ist jedenfalls ein Grund, alles, außer eventuell Nachrichtensender/Informationsseiten, zu ignorieren.
[~3175], genau, so verfahre ich. Ich schaue mir die Nachrichtenseiten auf FB an. Der Fehler, den ich begehe, ist manchmal sich verleiten zu lassen, zu kommentieren. Und da sitzen schon die Haie, die sich auf so einen Kommentar losstürzen, um ihn zu zerfleischen und auch gleich dazu, meine Person zu beleidigen. Zum Teil ohne jegliche Argumentation oder die Möglichkeit einer Verteidigung einzuräumen, einer Erläuterung, wie es ein offener Diskurs tut. Und sehr perfide in der Formulierung.
Dabei endet doch jede Feststellung oder jedes finale Statement automatisch mit einem "oder, was sagen Sie dazu?" - ich habe es auf meinen Reisen in der Schweiz sehr genossen, dass viele vorsichtige Redner nach ihren Ausführungen mir gegenüber stets - vielleicht letztendlich doch zu oft - ihre Sätze mir einem "oder" endeten (z.B. "die Überbevölkerung auf unserem Planeten und die ständige Zunahme der Reproduktionsgeschwindigkeit bei uns Menschen ist die Hauptursache für den Klimawandel und das rasante Artensterben. Oder?") - dieses "oder" räumt ein, dass das Gegenüber nicht indoktriniert wird, sondern die Freiheit der Entscheidung und einer gegenteiligen Meinung weiterhin besitzt.
Und das vermisse ich auf FB zunehmend, da immer mehr Haifische im (a)sozialen Becken herumschwimmen.